Banksektor wird sich in den nächsten Jahren weiter verändern
Immer mehr Bankkunden werden in den kommenden Jahren vor verschlossenen Türen stehen.
Immer mehr Bankfilialen werden geschlossen. Immer mehr Bank-Angestellte verlieren ihren Job. Und immer mehr Geldinstitute schließen ganz ihre Türen ab. Dieser Trend wird sich laut dem Retail Banking Radar 2019 auch in Zukunft fortsetzen.
„In den nächsten fünf Jahren wird jede zehnte Bank entweder durch Verkauf oder Zusammenschluss nicht mehr am Markt sein, darunter auch bekannte Namen. Jene Institute, die sich besonders deutlich bei Kosten, Ertrag und Digitalisierung vom Wettbewerb absetzen, werden überleben“, heißt es im Report.
Deutschland mit schwachem Cost-Income Ratio
Die Banken leiden unter einem enormen Kostendruck sowie neuen Regulierungen. „Mehr als ein Drittel der europäischen Banken gelten als ,Wackelkandidaten`. Trotz, historisch betrachtet, überdurchschnittlicher Leistungen und des Drehens an der Kostenschraube verlieren sie immer weiter an Boden“, analysiert Daniela Chikova, Partner Financial Services bei A.T. Kearney und Autorin der Studie.
Deutschland ist neben Frankreich das Schlusslicht bei der Cost-Income Ratio. Hierzulande ist die Ertragskraft des klassischen Privatkundengeschäftes mit 69 Prozent so schwach wie nirgends in Europa (mit Ausnahme von Frankreich). Auch beim Ertrag pro Kunde sieht es mit 1,3 Prozent mehr als düster aus. „Die Risikokosten sind ohnehin niedrig in Deutschland und der Bankensektor hatte keine Möglichkeit die Profitabilität zu steigern, während die meisten anderen Länder eine höhere Profitabilität durch niedrigere Risikokosten erreichen konnten“, so Chikova.
Immer mehr Kunden wechseln zu Neobanken
Erfolgreicher sind hingegen digitale Neobanken wie Revolut, Monzo und N26. Vor allem junge Kunden nutzen die Angebote der "Digital Natives". Laut Studie ist die Kundenbasis der Neobanken seit 2011 um mehr als 15 Millionen gewachsen. Im Gegensatz dazu verbuchen die klassischen Banken einen Verlust von zwei Millionen Kunden. „In den nächsten 5 Jahren werden 50-85 Millionen zu Neobanken wechseln. Um im Privatkundengeschäft über 2019 hinaus bestehen zu können, müssen sich traditionelle Banken den vielfältigen, neuen Bankangeboten auf dem Markt stellen“, sagt Chikova.
Das sogenannte Open Banking, also die Öffnung von Finanzdaten für Drittanbieter, ist dabei aber kein Allheilmittel für klassische Banken. Im Gegenteil: Zwar werden so innovative und lukrative Serviceleistungen möglich, aber gleichzeitig entstehen neue Mitbewerber wie die Neobanken am Markt. Immer mehr Plattformen kooperieren daher unter anderem mit dem Bezahlservice Apple Pay – ein Versuch, mit den Neobanken mitzuhalten.
Fünf Banken-Trends für die Zukunft
Trend 1: Fusionen und Übernahmen
Laut Studie hat ein Viertel der Banken mit hohen Kosten und niedriger Profitabilität zu kämpfen. Dieser Kostendruck führt zu immer mehr Fusionen und Übernahmen. Innerhalb der nächsten fünf Jahre wird laut Banking Radar jede zehnte Bank einen Verkauf oder einen Zusammenschluss mit Mitbewerbern in Betracht ziehen.
Trend 2: Weniger Filialen
2023 werden die nordischen Banken nur noch über ein Drittel ihres ursprünglichen Filialnetzes verfügen. In Westeuropa wird laut Studie ein Drittel der Filialen dauerhaft geschlossen sein.
Trend 3: Künstliche Intelligenz
Künstliche Intelligenz, Big Data und neue Technologien werden auch im Bankenwesen eine entscheidende Rolle einnehmen und das Kundenerlebnis über alle Kanäle hinweg beeinflussen.
Trend 4: Neobanken
Im Jahr 2023 werden laut Banking Radar 50 bis 85 Millionen Europäer Kunden von Neobanken sein. Das entspricht circa 20 Prozent der europäischen Bevölkerung über 14 Jahre.
Trend 5: Banking als Lifestyle-Plattform
Ganze 50 Prozent der Europäer sind bereit, personenbezogene Daten im Tausch gegen Dienstleitungen weiterzugeben. Banken avancieren so zu Plattformen, die Finanzdienstleistungen mit anderen Aspekten des täglichen Lebens verknüpfen.