Trotz rückläufiger Insolvenzrate stellt die Corona-Krise die Banken im Firmenkundengeschäft vor große Herausforderungen. Seit dem ersten Halbjahr 2020 mussten die Geldinstitute die Kreditrisikovorsorge massiv steigern, die Profitabilität nahm stark ab.
Studie zum Firmenkundengeschäft
Der aktuelle Corporate-Banking-Index der internationalen Unternehmensberatung Bain & Company hat in Puncto Profitabilität einen neuen Tiefststand erreicht.
Erstmals seit 2009 rutscht das Firmenkundengeschäft der Banken in die Verlustzone, wie eine aktuelle Studie der Münchner Unternehmensberatung Bain zeigt. Obwohl die Insolvenzrate trotz Corona-Krise rückläufig ist, stehen die Banken laut „Corporate Banking Index“ im Firmenkundengeschäft vor großen Herausforderungen. Insbesondere die massiv angehobene Kreditrisikovorsorge ab dem ersten Halbjahr 2020 verursacht Probleme. Das an Unternehmen vergebene Kreditvolumen erreicht einen Höchststand von 1,3 Billionen Euro, dabei sinkt sie Eigenkapitalrendite im Corporate Banking auf minus zwei Prozent. Noch ist nicht absehbar, was geschehen wird, sobald die ausgesetzte Insolvenzantragspflicht Ende April 2021 endet. Das Kreditgeschäft sei für die Banken momentan Fluch und Segen zugleich, sagt Dr. Christian Graf von Bain: „Zum einen profitieren die Geldhäuser von der dynamisch wachsenden Kreditnachfrage seitens der Firmenkunden. Doch zum anderen laufen sie Gefahr, dass Unternehmen bedingt durch die Corona-Krise ihre Kredite nicht fristgerecht bedienen können.“ Aufgrund der anhaltend niedrigen Zinsen wächst das Volumen der Firmenkredite stetig.
Unterschiede in der Bankenlandschaft
Allerdings profitieren nicht alle Finanzinstitute gleichermaßen von der gestiegenen Nachfrage. Die Autoren des Corporate Banking Indexes vermuten, dass Sparkassen und private Banken ihre Marktanteile mittelfristig ausbauen können, während die Landesbanken an Gewicht verlieren werden. Auch verhielten sich die Banken unterschiedlich: einige Geldinstitute erhöhten in der Pandemie die Kreditvergabe, da sie über ein breites Produktspektrum verfügen. Andere Banken dagegen hielten sich in der Krise auf Druck ihres Risikomanagements zurück.
Digitalisierung muss weiter vorangetrieben werden
Einige Banken können bereits auf die bisherigen Kostensenkungen und Effizienzsteigerungen bauen. Allerdings gibt es laut Bain-Studie branchenweit noch erhebliche Defizite, zumal die Verwaltungsaufwendungen in den vergangenen Jahren noch zugenommen haben. Auch ist zu erwarten, dass die Kosten für Regulatorik und Digitalisierung weiter steigen werden. „Die Erwartungen der Kunden an die Digitalisierung werden immer größer, ganz gleich, in welcher Branche sie tätig sind“, kommentiert Stefanie Jacobsen von Bain: „Die Corona-Pandemie hat diesen Trend noch einmal beschleunigt. Zahlreiche Kreditinstitute haben zwar ihre Bemühungen zur Digitalisierung von Abschlussstrecken in den letzten Monaten deutlich forciert, Nachholbedarf besteht aber nach wie vor.“