Wie eine Schweizer Wirtschaftszeitung aufzeigt, profitieren gerade deutsche Banken von einer Rettungsmaßnahme der EZB. Freibeträge bei Negativzinsen und eine Prämie für das sogenannte TLTRO-Geschäft hätten eindeutig positive Auswirkungen auf die Bilanzen der Kreditinstitute.
Schenkt die EZB den Banken Geld?
Die deutschen Banken werden dieses und nächstes Jahr von einem Zinsgeschenk der Europäischen Zentralbank (EZB) in Milliardenhöhe profitieren
Das Thema Negativzinsen ist derzeit praktisch wöchentlich in den Schlagzeilen zu finden. Sparer ärgern sich über Verwahrentgelte für geparktes Vermögen, Banken beklagen sich über defizitäre Geschäfte. Dass das zumindest für die deutschen Banken nicht ganz der Wahrheit entspricht, zeigt jetzt die Schweizer Wirtschaftszeitung Finanz und Wirtschaft auf: „EZB schenkt deutschen Banken eine Milliarde“ titelte das Blatt provokant. Was steckt dahinter?
Im Rahmen der Rettungspolitik anlässlich der Corona-Pandemie würden die Banken dieses und nächstes Jahr von einem Zinsgeschenk der Europäischen Zentralbank in Milliardenhöhe profitieren, schreibt der Wirtschaftsjournalist André Kühnlenz. Erste Zahlen zeigten, dass die EZB zusammen mit den nationalen Notenbanken die europäischen Kreditinstitute subventioniere. Allein die Deutsche Bundesbank habe laut dem jüngsten Geschäftsbericht im vergangenen Geschäftsjahr rund eine Milliarde Euro an Zinsentlastung verbucht. Trotz der negativen Einlagezinsen sei den deutschen Geschäftsbanken keineswegs ein Defizit entstanden, sondern im Gegenteil ein Plus von 1,1 Milliarden Euro.
Rettungsmaßnahme der EZB spült Geld in die Kassen der Banken
Kühnlenz verweist in diesem Zusammenhang auf das sogenannte TLTRO-Geschäft (Targeted Longer-Term Refinancing Operations): Als Pandemienotmaßnahme beschloss die EZB im vergangenen Jahr, den Banken zusätzliches Geld aus der Zentralbank zu verleihen, für jeweils drei Jahre gegen Sicherheiten wie etwa Anleihen, aber ohne Zinsen. Stattdessen zahlt die EZB in den TLTRO-Geschäften eine Prämie, die regulär bei 0,5 Prozent liegt und bis Juni 2022 unter bestimmten Voraussetzungen sogar auf ein Prozent steigen kann. Fakt ist, egal wie die Bank mit diesem Zentralbankgeld agiert, am Ende bekommt sie dafür eine Nettoprämie von 0,5 Prozent. Über diese EZB-Maßnahme hätten sich allein die fünf größten deutschen Banken mehr als 110 Milliarden Euro geliehen, erklärt Kühnlenz. Das entspräche einer Nettozinsprämie (0,5 Prozent) von rund 550 Millionen Euro in diesem Jahr.