Nachhaltigkeits-Ranking des FFG
Banken dürfen nicht länger Brandbeschleuniger für Klimawandel und militärische Konflikte bleiben - Fair Finance Guide attestiert nach wie vor Nachhaltigkeitsdefizite im deutschen Bankensektor. - Quelle: Shutterstock.com
Zum sechsten Mal hat der “Fair Finance Guide” (FFG) der Berliner NGO Facing Finance überprüft, ob bzw. wie deutsche Banken und Sparkassen Menschen- und Umweltrechte beachten. In Kooperation mit dem Südwind Institut und der Verbraucherzentrale Bremen überprüft FFG dabei die veröffentlichten Selbstverpflichtungen von 18 Geldinstituten anhand von festen Kriterien in Bezug auf deren Übereinstimmung mit internationalen Nachhaltigkeitsstandards. Untersucht wurden die Bereiche Klima, Korruption, Geschlechtergleichheit, Menschen- und Arbeitsrechte, Natur & Umwelt, Steuern, Rüstung und Transparenz.
“Immer mehr Kunden wünschen sich einen Finanzdienstleister, der Nachhaltigkeit priorisiert. Vor diesem Hintergrund ist es wichtig, dass es unabhängige und verbrauchernahe Rankings gibt, die solche Entwicklungen transparent machen”, sagt Christiane Overkamp, Geschäftsführerin der Stiftung Umwelt und Entwicklung Nordrhein-Westfalen, die den FFG Deutschland mit Schwerpunkt in NRW fördert.
Sieger und Verlierer im Fair Finance Guide 2022
Quelle: FACING FINANCE / Ole Kaleschke
Die besten Bewertungen erhalten zum wiederholten Mal die Nachhaltigkeitsbanken GLS Bank (96%), EthikBank (92%) und Triodos (87%), aber auch die Kirchenbanken KD-Bank (82%) und die Pax-Bank (85%) aus Köln erreichen wieder den grünen Bereich (80% +). Die Neueinsteigerinnen Sparda-Bank West (8%) und DekaBank (27%) sowie die Stadtsparkasse Düsseldorf (23%) bilden die Schlusslichter im Fair Finance Guide.
“Banken dürfen nicht länger die Brandbeschleuniger für Klimawandel und militärische Konflikte bleiben”, fordert Thomas Küchenmeister, geschäftsführender Vorstand der NGO Facing Finance. "Wenn die EU-Taxonomie Atomkraft und Gas als nachhaltig klassifiziert und solange Rüstungsexporte - besonders an kriegführende Staaten - nicht von der Taxonomie als nicht nachhaltig erfasst sind, werden umfassende Selbstverpflichtungen besonders der konventionellen Banken erforderlich sein”, ergänzt Küchenmeister.
Klassische Banken mit schlechten Werten
In Stichproben konnten für die Deutsche Bank (56), die Commerzbank (24) und die DekaBank (33) die größte Anzahl kritischer Finanzbeziehungen festgestellt werden, u.a. zu kontroversen Rüstungs- und Kohleunternehmen sowie Lithium Produzenten oder zum Unternehmen Adani Ports and Special Economic Zone Limited, das indirekt bei der Finanzierung des myanmarischen Militärs half.
“Deutsche Unternehmen sind seit 2022 mit dem Lieferkettengesetz dazu verpflichtet, in ihren Lieferketten, also auch bei Investitionen, Menschen- und Arbeitsrechten einzuhalten und durchzusetzen. Das schwache Abschneiden vieler Banken in diesen Bereichen zeigt aber, dass diese Banken ihre Verantwortung noch nicht wahrnehmen”, bedauert auch Ulrike Lohr vom Südwind Institut.
“Da der Wandel hin zu einer nachhaltigen Gesellschaft und Wirtschaft für alle Verbraucher*innen immer dringlicher wird, wünschen wir uns gerade von den konventionellen Kreditinstituten auf den mittleren und hinteren Plätzen eine stärkere Verbesserung", kommentiert Dr. Annabel Oelmann, Vorständin der Verbraucherzentrale Bremen.
Wie aus der Analyse weiter hervor geht, weisen die Gender-Richtlinien bei den meisten Banken die größten Defizite auf. Ziel des Fair Finance Guide ist es, für Bankkunden mehr Transparenz und Vergleichbarkeit in Bezug auf die soziale und ökologische Bilanz deutscher Banken herzustellen und im Dialog mit Banken deren Richtlinien zu verbessern.