Konsumschecks für Privathaushalte
Konsumgutscheine bzw. Konsumschecks können in Krisen-Zeiten helfen den Konsum rasch anzukurbeln.
Um eine drohende Rezession durch die Coronakrise abzuwenden, fordern Gewerkschaften und Wirtschaft Hilfen von der Bundesregierung. Die Covid-19 Pandemie sei eine extreme Herausforderung für die Wirtschaft, warnte die Deutsche Industrie- und Handelskammer. Eine konkrete Forderung kommt von der Gewerkschaft Verdi: sogenannte „Konsumschecks“ sollen helfen, die Wirtschaftskrise für die Bevölkerung abzufedern. Verdi-Chef Frank Werneke sagte, Konsumschecks könnten allen Bürgern die Möglichkeit geben, die Konjunktur anzukurbeln, sobald das Virus auf dem Rückzug sei. Wichtig wäre auch das positive politische Signal, dass der Konsum stabilisiert wird, sobald der Höhepunkt der Krise vorbei ist: „Wir müssen viel Geld in die Hand nehmen, sonst droht der konjunkturelle Absturz“, so Werneke.
Was sind Konsumgutscheine?
Die Idee hinter den Konsumschecks ist nicht neu, einst hatte die Regierung der Autobranche mit der Abwrackprämie geholfen. Auch während der Finanzkrise in den Jahren 2008 und 2009 wurde über die Einführung von Konsumgutscheinen für die Bürger diskutiert. Konsumschecks sind Gutscheine, die von der Regierung an die Bürger ausgegeben werden, damit diese Konsumgüter kaufen oder Handwerker damit bezahlen. Die Zielsetzung ist, den Verbrauchern kurzfristig mehr Geld zu geben, um damit den Konsum anzukurbeln. So gibt beispielsweise Hongkong 1.500 Dollar pro Einwohner ab, Japan hatte im Zuge der Finanzkrise 2008 ebenfalls Konsumschecks an Privathaushalte ausgegeben. Die USA greifen regelmäßig auf eine ähnliche Maßnahme zurück, indem sie Steuerschecks an die Bürger ausgeben. Je nach Einkommen erhalten US-Bürger so zwischen 300 und 1.200 Dollar vom Staat, was den privaten Konsum nachweislich belebt.
Vor- und Nachteile von Konsumschecks
Konsumgutscheine könnten den Handel stützen, der in Krisenzeiten massive Einbrüche hinnehmen muss. Befürworter der Maßnahme führen an, dass Konsumschecks eine direkte Einkommenserhöhung bewirken. Sie gehen davon aus, dass eine Erhöhung der der Kaufkraft direkt zu einer Steigerung des Konsums führt und somit die Binnenkonjunktur schnell angekurbelt wird. Anders als Steuersenkungen erreichen Konsumgutscheine vor allem Bürger der unteren Einkommensschichten, die wenig sparen und ihr Geld schnell wieder ausgeben. Ein weiterer Vorteil ist, dass diese Maßnahme den Staatshaus nur einmalig belasten würde.
Kritiker halten dagegen, dass die Wirkung von Konsumschecks schnell verpuffen könnte. Außerdem lässt sich nur schwer beeinflussen, wie die Bürger mit den Gutscheinen umgehen, ob sie das zusätzliche Geld nicht doch sparen, anstatt es auszugeben. Das würde den Zweck der Konjunkturmaßnahme verfehlen. Ein weiterer Kritikpunkt bezieht sich auf die Konsumgüter selbst: tatsächlich ist zu erwarten, dass die Bürger neben einheimischen auch ausländische Produkte mit den Schecks kaufen. Somit würde die Regierung mit dieser Maßnahme Unternehmen im Ausland finanziell unterstützen.
SPD-Vorschlag aus dem Jahr 2008
Während der Finanzkrise 2008 und 2009 schlug der SPD-Ökonom Karl Lauterbach Konsumgutscheine im Wert von 500 Euro pro Bürger als zweites Konjunkturpaket vor. Der Wirtschaftsweise Peter Bofinger und die SPD-Spitze begrüßten die Gutscheinaktion, während CDU und Wirtschaftsverbände den Vorschlag ablehnten. Je nach Volumen hätte der Staat zwischen 35 und 40 Milliarden Euro in die Maßnahme investieren müssen. Eckpunkte des SPD-Gutscheinmodells waren:
- der Gutschein sollte nur gelten, wenn er mit einem Eigenanteil von 200 Euro aufgestockt wird
- die Zuzahlung sollte für Empfänger von Hartz IV und Sozialhilfe entfallen
- Kinder und Jugendliche sollten nichts zuzahlen, erhielten aber nur 250 Euro
- der Gutschein sollte acht Wochen nach Erhalt eingelöst werden
- Firmen könnten angenommene Gutscheine mit der Steuer verrechnen
- Banken und Versicherungen sollten die Gutscheine nicht annehmen dürfen, um ein Ansparen zu verhindern
Umfrage zu Konsumschecks
Das Magazin Stern und das Forsa-Institut führten 2008 eine repräsentative Umfrage zum Thema Konsumschecks durch. Dabei zeigte sich, dass die Zustimmung zu den Konsumgutscheinen in der Altersgruppe der 18- bis 29-Jährigen am größten war (28 Prozent). Befragte im Alter von 60 Jahren und älter äußerten sich am wenigsten positiv (14 Prozent). Insgesamt hielten 78 Prozent der Befragten eine Gutscheinaktion nicht für sinnvoll. Auf die Frage, was sie sich anschaffen würden, gaben die Umfrageteilnehmer folgende Antworten:
- Möbel oder Großgeräten für die Wohnung (50 Prozent)
- Handwerkerdienste (37 Prozent)
- Wohnungskäufe und Reisen (je 31 Prozent)
- Freizeitgestaltung (27 Prozent)
- Autokosten, Fernseher, Computer (je 25 Prozent)
- Medien (23 Prozent)
- Kosmetik (9 Prozent)