Retail-Banken müssen sich dem Wettbewerb mit digitalen Fintechs und Großkonzernen stellen, die Finanz-Services als neues Betätigungsfeld für sich entdeckt haben. Entscheidend ist dabei die digitale Transformation, die nur mit einer robusten IT gelingen kann, wie eine aktuelle Studie betont.
Traditionelle Banken müssen Übergang zum Banking 4.X vorantreiben
Es sind in erster Linie etablierte Retail-Banken, die im Mobile-Banking-Umfeld laut Capgemini am stärksten von FinTechs bedroht werden. - Quelle: Shutterstock.com
Die Finanzbranche steht am Beginn einer neuen Ära, die - ausgelöst durch die Corona-Pandemie - schneller begonnen hat, als von vielen Akteuren erwartet. Lockdowns haben weltweit zu einem Anstieg des Online-Bankings geführt, viele Banken reagieren darauf mit Filialschließungen und weitreichenden Umstrukturierungen. Neue digitale Anbieter auf dem Markt setzen die traditionellen Finanzinstitute unter Druck, weitere Transformationen zur Reduzierung von Kosten sind zu erwarten. Dieses Bild zeichnet der aktuelle Capgemini-Report “Retail Banking Top Trends 2022” und betont, wie wichtig der Übergang zum “Banking 4.X” für die Finanzbranche ist.
Traditionelle Banken stünden dabei im Wettbewerb mit agilen Fintechs sowie sogenannten “Super-Fintechs”, also Großkonzernen, die Finanzdienste als neues Betätigungsfeld für sich entdeckt hätten. Diese würden von ihrem vorhandenen Kundenstamm und dem damit verbundenen Markteinfluss profitieren und machten den klassischen Banken Marktanteile und Margen streitig.
Plattform-Ökonomie als Chance
Quelle: Capgemini / Screenshot: mobilebanking.de
Die besten Chancen für Finanzinstitute sehen die Studienautoren in einer Verstärkung der Plattform-Ökonomie: Hier gebe es ein beispielloses latentes Marktpotenzial, heißt es in dem Capgemini-Report weiter. Dies gelte es zu kombinieren mit Ansätzen zu Banking-as-a-Service (BaaS). Dies könnte das richtige Werkzeug für Banken sein, um langfristig nachhaltige Werte zu schaffen.
Allerdings hänge der Erfolg der Plattform-Ökonomie direkt mit einer robusten IT-Architektur zusammen, die den enormen Herausforderungen an Flexibilität, Zuverlässigkeit und Sicherheit genügen müsse, geben die Studienautoren zu Bedenken. Mit diesen komplexen Anforderungen sei die gewachsene Banken-IT häufig überfordert. Dennoch halten die Marktexperten einen schnellen umfassenden Umbruch für unrealistisch und raten zu einem zweigleisigen Ansatz: Auf der einen Seite die interne digitale Transformation vorantreiben und die Unternehmens-IT konsequent modernisieren. Auf der anderen Seite über die Gründung von digitalen Tochtergesellschaften die Möglichkeit eröffnen, komplett neue IT-Strukturen für bestimmte Geschäftsbereiche zu schaffen, die im Wettbewerb mit den FinTechs den Abstand verkürzen.