Rocket Internet, ein börsennotiertes Berliner Unternehmen, hat sich seit seinem Einstieg in das Kreditgeschäft 2017 zum großen Kreditgeber für Startups und mittelständische Unternehmen gemausert. Bisher wurden Kredite von insgesamt über einer halbe Milliarde Euro vergeben.
Lukratives Zinsgeschäft bekommt in Coronazeiten Risse
Der Berliner Investor Rocket Internet vergibt mittlerweile verstärkt Kredite an Startups und Unternehmen.
Rocket Internet ist über die Jahre zum größten europäischen Tech-Investor gewachsen. Zum Kerngeschäft des Berliner Unternehmens gehört die Vergabe von Krediten. Insgesamt sollen 600 Millionen Euro bis Ende März 2020 in Darlehen geflossen sein, wie die Finanzmanagerin Bettina Curtze gegenüber Finance Forward mitteilte. Allein im vergangenen Jahr erzielte Rocket Internet mit den Zinsen einen Umsatz von 37 Millionen Euro und verdoppelte damit mal so eben das Ergebnis aus 2018.
Der Zinssatz pro Jahr für Unternehmen liegt im Durchschnitt bei zehn Prozent. Das ist für Rocket Internet natürlich ein lukratives Geschäft. Doch in Zeiten von Corona zeichnen sich erste riskante Finanzierungen ab. Noch seien laut Rocket-Chef Oliver Samwer die genauen Folgen der Coronakrise nicht absehbar. „Allerdings ist jetzt schon erkennbar, dass sie sich in den kommenden Monaten und Quartalen auch auf Unternehmen in unserem Netzwerk negativ auswirken werden“, lässt er sich in einer Mitteilung zitieren.
Strauchelnde Startups und Unternehmen könnten Rocket mitreißen
Für das Kreditgeschäft von Rocket Internet könnte es doppelt schwierig werden. Der Grund: Ein Großteil der Kredit fließt in Startups. So hat Rocket Internet 2019 einen 100-Millionen-Kredit an das Banking-Startup Revolut vergeben. Der Gedanke hinter diesem gewagten Kalkül: Sollten erfolgreiche Startups, die sich bereits einen Namen gemacht und viele Kunden für sich gewonnen haben, in eine Krise rutschen, wird sich schon ein Käufer beziehungsweise Investor finden.
Ein weiterer Teil der Kredite wird an kleine und mittelständische Unternehmen vergeben. Dabei investiert Rocket Internet über digitale Kreditplattformen, wie Iwoca, an der Rocket beteiligt ist, oder Funding Circle, an das Rocket einst sein Startup Zencap verkauft hat. Zudem investiert Rocket Internet in Immobilienprojekte – über 40 Millionen Euro waren es laut Geschäftsbericht.
Zusammengefasst lässt sich festhalten, dass Rocket Internet in jene Bereiche investiert, deren finanzielle Situationen in der Coronakrise besonders angespannt sein dürften – Startups sowie kleine und mittelständische Unternehmen. Es wird sich in den nächsten Monaten zeigen, wie heftig die negativen Auswirkungen tatsächlich ausfallen werden.