Auskunftei kündigt neuen Bonitätsscore an
Die SCHUFA bietet nach eigenen Angaben den weltweit ersten Score, den Verbraucherinnen und Verbraucher anhand von Punkten selbst nachrechnen können. - Quelle: Shutterstock.com
Die Auskunftei SCHUFA setzt mit ihrem neuen Bonitätsscore nach eigener Aussage „auf völlige Transparenz“: Verbraucher könnten den neuen Score, der eine Bonitätsprognose wiedergibt, anhand ihrer eigenen Daten selbst nachrechnen – und das ganz ohne statistische Fachkenntnisse, heißt es. Dazu habe die SCHUFA ihre teils sehr komplexen Scores einfacher und verständlicher gemacht.
Aus mehr als 250 möglichen Kriterien hat die SCHUFA offenbar die zwölf verständlichsten und gleichzeitig für die Prognosegüte aussagekräftigsten ausgewählt. Die sechs Branchenscores, die perspektivisch abgelöst werden, verwenden bisher allein in Summe rund 100 Kriterien. Jedes Kriterium, das in den neuen Score einfließt, erhält Punkte, die ganz einfach zusammengerechnet werden können. Die Höhe der Punktzahl pro Kriterium spiegelt die Gewichtung im Score wider. Verbraucher können so künftig einfach nachvollziehen, welche Kriterien ihren persönlichen Score wie beeinflussen und Änderungen ihres Scores leichter verstehen. Außerdem soll es mit dem neuen SCHUFA-Score künftig möglich sein, Einfluss auf den eigenen Score zu nehmen.
Neuer Score mit hoher Prognosegüte
Der neue Score habe laut SCHUFA eine sehr hohe Prognosegüte von mehr als 60 Gini-Punkten. Der Gini-Koeffizient ist ein anerkanntes Maß zur Beurteilung der Qualität eines Score-Modells. Je höher der Wert, desto besser unterscheidet der Score die Menschen, die sehr wahrscheinlich zurückzahlen können, von denjenigen mit einer schlechteren Zahlungsprognose. Dadurch werden Zahlungsausfälle und Überschuldung vermieden.
„Der neue SCHUFA-Score ist der qualitativ beste und gleichzeitig verständlichste Score, den wir auf Basis unseres marktführenden Datenbestandes entwickeln konnten”, sagt Tanja Birkholz, Vorstandsvorsitzende der SCHUFA. „Die Vorgabe lautete: Die bestmögliche Prognosegüte unter der Nebenbedingung der Nachvollziehbarkeit für Verbraucherinnen und Verbraucher zu erzielen.”
SCHUFA-Account Voraussetzung für die Umstellung auf neuen Score
Derzeit testen bereits 17 Banken und Unternehmen die Prognosegüte des neuen Scores auf ihren Kunden-Portfolien oder beabsichtigen das zeitnah zu tun. Der neue Score ersetzt perspektivisch sechs der gegenwärtig existierenden Branchenscores: Banken, Sparkassen, Genossenschaftsbanken, Telekommunikation, Handel sowie Versandhandel/E-Commerce.
Die SCHUFA arbeitet parallel an der Entwicklung des SCHUFA-Accounts. Er verschafft allen Verbrauchern den kostenfreien, digitalen Einblick in ihre bei der SCHUFA gespeicherten und bonitätsrelevanten Daten. Über den Einblick in die eigenen Daten kann man auf ein Erklär-Tool zugreifen, mit dem Verbraucher ihren Score nachvollziehen können. Das Tool zeigt, wie die einzelnen Kriterien anhand der eigenen Daten auf den Score wirken.
Voraussichtlich im vierten Quartal 2025 werden ausreichend Unternehmenskunden den neuen Score einsetzen und die digitalen Anwendungen den Verbrauchern zur Verfügung stehen. Dann wird der neue SCHUFA-Score den Basisscore ersetzen, der für Verbraucher seit 2006 eine branchenübergreifende Orientierungshilfe darstellt. Der Unterschied: Während der Basisscore nicht an Unternehmen weitergegeben wird, ist der neue Score derselbe – für Verbraucher wie für Unternehmen und Banken.
SCHUFA-Transparenzoffensive und neue EU-Leitlinien
Der neue Score bildet den bislang wichtigsten Meilenstein der SCHUFA-Transparenzoffensive auf dem Weg zu mehr Nachvollziehbarkeit. Die Entscheidung für das Projekt Next Generation Scoring fiel im Herbst 2022, nachdem die SCHUFA den Score-Simulator veröffentlicht hatte, der das Prinzip des SCHUFA-Scorings erklärt. Die SCHUFA hat sich zudem bei der Entwicklung des neuen Scores am Gutachten „Verbrauchergerechtes Scoring“ des Sachverständigenrates für Verbraucherfragen der Bundesregierung aus dem Jahr 2018 orientiert.
Ein neueres EuGH-Urteil zum Scoring aus dem Februar 2025 bestätigt den Weg, den die SCHUFA mit der Entwicklung des neuen Scores eingeschlagen hat: Es fordert, den Menschen „die Verfahren und Grundsätze“, die zur Berechnung eines Scores eingesetzt wurden, „in präziser, transparenter, verständlicher und leicht zugänglicher Form“ zu erklären.