Privatbanken bei KI noch vorne
Kunden begrüßen den Einsatz von KI im Banking. - Quelle: Shutterstock.com
Künstliche Intelligenz (KI) hat sich als Schlüsseltechnologie in der Kreditwirtschaft etabliert – allerdings mit unterschiedlichen Erwartungen. Während private Institute eine Vorreiterrolle einnehmen und auf Wettbewerbsvorteile durch effizientere Kreditprozesse setzen, stehen Sparkassen und Genossenschaftsbanken unter Handlungsdruck. Dies zeigt eine aktuelle Studie der Frankfurter Unternehmensberatung Cofinpro, für die Kreditentscheider in den Banken befragt wurden.
„Die Studienergebnisse belegen: KI ist kein Zukunftsthema mehr, sondern ein entscheidender Wettbewerbsfaktor – jedes Institut muss sich mit der Technologie auseinandersetzen“, sagt Sven Dost, Senior Manager bei Cofinpro: „Noch haben die Privatbanken klar die Nase vorn, aber auch Sparkassen und Genossenschaftsbanken beginnen zunehmend, KI in ihre Prozesse zu integrieren.“
Mehr als die Hälfte der Institute hat bereits KI-Strategie
Während 84 Prozent der Institute grundsätzlich ein hohes Potenzial im Einsatz von KI sehen, unterscheiden sich die Erwartungen an die eigene Wettbewerbsfähigkeit deutlich. Zwei Drittel der Privatbanken versprechen sich konkrete Vorteile durch KI – bei den Sparkassen sind es 53 Prozent, bei den Genossenschaftsbanken nur noch 47 Prozent. Gleichzeitig befürchten 68 Prozent der Genossenschaftsbanken, bei fehlender Initiative den Anschluss zu verlieren – mehr als jede andere Institutsgruppe. „Obwohl die Genossenschaftsbanken bislang weniger Vorteile sehen, nehmen sie das Risiko besonders ernst – ein Indiz für strategischen Nachholbedarf“, so Branchenexperte Dost.
57 Prozent der Institute verfügen über eine übergreifende KI-Strategie im Kreditgeschäft. Und: Ist eine solche vorhanden, wird sie in 83 Prozent der Fälle auch konsequent umgesetzt. Das zeigt nach Ansicht von Dost, „dass KI in vielen Häusern nicht nur theoretisch gedacht wird – die Institute gehen aktiv in die Umsetzung.“
Prozessoptimierung steht im Vordergrund
Banken sehen den Nutzen von KI vor allem in der Beschleunigung und Vereinfachung von Kreditprozessen. 55 Prozent erwarten verbesserte Abläufe, 51 Prozent geringere Kosten – nur 27 Prozent nennen günstigere Konditionen für Kunden als Vorteil. „Schneller ja, günstiger nein – KI bringt Effizienz und kann zur Margenausweitung genutzt werden“, fasst Dost zusammen.
Im Einsatz dominieren Use Cases rund um Antragstellung, KYC, Risikoanalyse und Auszahlung. Privatbanken sind mit 53 Prozent operativer Nutzung führend, Sparkassen und Genossenschaftsbanken sind häufiger noch in der Pilot- oder Entwicklungsphase.
Großes Potenzial in der Antragsstrecke
Die größten Potenziale für den Einsatz von KI sehen die Befragten bei der Dokumentenanalyse (44 Prozent), der Kreditgenehmigung (41 Prozent) und der Antragstellung (39 Prozent). Damit seien die Möglichkeiten aber noch lange nicht ausgeschöpft, so Dost.
Trotz der steigenden Zahl an Projekten ist der Weg zu einer erfolgreichen Umsetzung nicht ohne Hürden. 30 Prozent der begonnenen KI-Projekte im Kreditgeschäft werden vorzeitig abgebrochen. Hauptgründe sind fehlendes Know-how, schlechte Datenqualität und mangelndes Commitment auf Managementebene. Gute Planung, fundiertes Wissen und realistische Erwartungen sind Dost zufolge entscheidend, sonst werde sich der Projekterfolg nicht einstellen.
Dort, wo KI bereits mit Endkunden interagiert, ist das Feedback eindeutig: 94 Prozent der Banken berichten von positiver Resonanz. Lediglich 6 Prozent hören kritische Stimmen. „Das Kundenfeedback ist eindeutig: KI wird akzeptiert und sogar begrüßt – ein klares Signal, jetzt konsequent weiterzugehen und Anwendungsfälle mit echtem Mehrwert zu entwickeln“, so das Fazit von Branchenkenner Dost.