Compliance als große Herausforderung
Quelle: Shutterstock.com
Europäische Fintechs, Banken, Versicherer und andere Finanzinstitute geraten durch wachsende regulatorische Anforderungen zunehmend unter operativen Druck. Die Einhaltung und Überwachung der Regularien wird für viele Unternehmen zunehmend zu einer Herausforderung, wie eine aktuelle Studie aufzeigt. Laut der neuen Studie Report zum Zustand der Finanzdienste in Europa 2025 des internationalen Verifizierungsspezialisten Sumsub ist die sogenannte „Compliance-Müdigkeit“ mittlerweile ein branchenweites Problem.
„Finanzinstitute in Europa stehen an einem Wendepunkt“, sagt Ilya Brovin, Chief Growth Officer bei Sumsub. „Sie sehen sich einem Compliance-Umfeld gegenüber, das nicht nur komplexer, sondern auch kostspieliger wird – insbesondere mit veralteten, manuellen Systemen. Gleichzeitig steigt der Druck auf schnelle Lösungen. 76 % aller Betrugsfälle treten nach dem Onboarding auf. Das heißt, Compliance darf nicht bei der Identitätsprüfung enden. Die Lösung liegt nicht nur im Risikomanagement: Es geht auch darum, Effizienz zurückzugewinnen, das Nutzererlebnis zu verbessern und nachhaltiges Wachstum zu sichern.“
Der neue Report von Sumsub zeigt:
- 51 % der Fintech-Experten nennen „mit sich ändernden Vorschriften Schritt zu halten“ als größte Herausforderung
- 44 % berichten von hohen Betriebskosten als erheblicher Belastung
- 29 % kämpfen mit der Effektivität beim Transaktionsmonitoring
- 25 % sehen häufige Fehlalarme als ressourcenzehrend
Die Kosten des Scheiterns
Die Studie, basierend auf den Antworten von Fachleuten aus Fintechs und Finanzdienstleistern in Europa, zeigt die finanziellen Folgen dieser Herausforderungen:
- Über die Hälfte der Befragten (55 %) verzeichnet jährlich Betrugsverluste zwischen 100.000 € und 1 Million €, wobei 25 % zwischen 500.000 € und 1 Million € verlieren
- Fast jeder Fünfte (18 %) verliert jährlich mehr als 1 Million €
Zersplitterte Prozesse behindern proaktive Strategien
Trotz zunehmender Betrugsrisiken bleiben viele Compliance-Prozesse fragmentiert. Neue Betrugsformen wie KI-generierte Deepfakes und synthetische Ausweisdokumente machen die Grenzen manueller Prüfungen und isolierter Tools deutlich. Selbst hochwertige, aber veraltete oder nicht weiterentwickelte Prozesse lassen sich inzwischen leicht umgehen.
Ohne Echtzeiterkennung, kanalübergreifendes Monitoring und zentralisierte Daten sind Teams gezwungen, auf Bedrohungen zu reagieren, anstatt sie zu verhindern, was sowohl das Risiko als auch die Betriebskosten erhöht.
- Häufigste Betrugsarten laut Branche: Zahlungsbetrug (52 %), Geldwäsche (48 %), gefälschte Dokumente (43 %)
- KI-generierte Deepfakes stiegen weltweit im ersten Quartal um 900 %
- Synthetischer Dokumentenbetrug stieg im ersten Quartal 2025 um 378 %
Betrugsentwicklung umgeht veraltete Setups
Trotz zunehmender Komplexität der Bedrohungen setzen viele Anbieter weiterhin auf veraltete Compliance-Strukturen. Diese Lücken kosten nicht nur Ressourcen, sondern führen auch zu vermeidbaren Risiken und machen den Bedarf an intelligenter, skalierbarer Compliance-Infrastruktur deutlich.
- Über 53 % der Unternehmen nutzen ganz oder teilweise manuelle Prozesse zur Meldung verdächtiger Aktivitäten und Transaktionen
- Nur 17 % setzen auf eine vollständig ausgelagerte Lösung für das Transaktionsmonitoring
- Über 20 % geben an, neue, innovative Betrugsmethoden nicht erkennen zu können
Finanzdienstleister rechnen mit verschärfter Regulierung
Die Studie zeigt zudem eine wachsende Sorge vor strengeren Vorschriften. Die Branche stellt sich auf ein zunehmend reguliertes Umfeld ein, in dem Verstöße nicht nur interne Störungen, sondern auch hohe finanzielle Strafen nach sich ziehen.
- Fast die Hälfte (47 %) erwartet in den kommenden 12 Monaten höhere Strafen bei Nichteinhaltung
- 38 % rechnen mit strengeren KYC/KYB-Anforderungen
- 50 % gehen von verschärfter Regulierung im Transaktionsmonitoring aus