Nachhaltigkeit endet in Deutschland beim Geldbeutel, könnte man mit Blick auf eine aktuelle Studie zu Sustainable Finance sagen. Deutsche Bankkunden interessieren sich bislang wenig für nachhaltige Finanzprodukte und höhere Gebühren würden sie dafür erst recht nicht in Kauf nehmen.
Sicherheit geht vor Nachhaltigkeit
Wie aus einer Umfrage hervorgeht hat es Sustainable Finance in Deutschland noch schwer sich durchzusetzen.
Grüne Finanzprodukte haben es bislang schwer, sich auf dem deutschen Markt durchzusetzen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der internationalen Unternehmensberatung Bearingpoint. Obwohl das Thema Nachhaltigkeit auch im Finanzbereich an Bedeutung gewinnt, investieren Privatanleger in Deutschland noch wenig in grüne Produkte. Ausschlaggebende Kriterien bei Geldanlagen sind in Deutschland nach wie vor Sicherheit (27 Prozent), Kosten (19 Prozent) und Rendite (12 Prozent). Nur 4 Prozent der Befragten gaben an, dass Nachhaltigkeit für sie das wichtigste Kriterium sei. Wie aus der Studie weiter hervorgeht, zeigen Deutsche weniger Interesse an grünen Finanzprodukten als Österreicher (6 Prozent) oder Schweizer (7 Prozent).
Grüne Produkte nur ohne Aufpreis
70 Prozent der deutschen Privatanleger sind nicht bereit, höhere Kontoführungsgebühren in Kauf zu nehmen, damit die Bank verstärkt in nachhaltig Produkte investiert. 48 Prozent, also fast die Hälfte der Befragten würde laut Studie auf keinen Fall die Bank wechseln, nur weil diese ein ökologisch nachhaltigeres Produktangebot bietet. In Österreich und in der Schweiz sind die Menschen deutlich offener für einen Wechsel zu einer nachhaltigen Bank (34 bzw. 35 Prozent).
Die Studie zeigt aber auch, dass das Interesse an Sustainable Finance bei den jüngeren Bankkunden in Deutschland wesentlich größer ist: laut Umfrage würden 30 Prozent der 18 bis 24-Jährigen zu einer anderen Bank mit einem breiteren Portfolio an nachhaltigen Produkten wechseln. Voraussetzung aber auch hier: die Konditionen dürften nicht schlechter sein. Dagegen sind nur 17 Prozent der über 55-jährigen Bankkunden offen für einen Wechsel. Jüngere Zielgruppe sind zudem an Anreizen interessiert wie etwa an einer Kreditkarte, mit der Nachhaltigkeitspunkte gesammelt und in Boni umgewandelt werden können.
Großes Informationsdefizit
Ein Grund für das fehlende Interesse der deutschen Bankkunden an nachhaltigen Finanzprodukten kann laut Studie auch ein Informationsdefizit sein. Die große Mehrheit der Kunden im DACH-Raum weiß noch sehr wenig über grüne Finanzprodukte. Über 60 Prozent der Befragten in allen drei Ländern sagen aus, sie wüssten nicht, ob die eigene Bank ökologisch nachhaltige Produkte anbietet. Bei der Gruppe der über 55-Jährigen waren es sogar 70 Prozent. Hier besteht somit eindeutig Handlungsbedarf für Banken und Sparkassen. Informationsmaterial zum Thema Nachhaltigkeit und Marketing für grüne Finanzprodukte sollte eine gute Investition in das Neukundengeschäft sein.