Finanzbranche steht am Scheideweg
Banken und Fintechs entwickeln sich mehr und mehr zu integrierten Marktplätzen, die sowohl Finanzdienstleistungen, als auch Services jeglicher Art anbieten.
Fintechs kämpfen aktuell damit, ihr Geschäft zu skalieren, während die Banken weiterhin bei der Zusammenarbeit mit Fintechs zögern. Die Folge: Die Branchenakteure wollen über Open Banking hinausgehen. Dies ist ein Ergebnis des WFTR 2019.
„Die Branche steht am Beginn einer grundlegenden Weiterentwicklung zu integrierten Marktplätzen, die sowohl Finanzdienstleistungen, als auch Services jeglicher Art anbieten. Das nennen wir Open X. In Open X werden Daten nahtlos ausgetauscht und die Ökosystempartner arbeiten wesentlich intensiver zusammen. Unsere Untersuchungen zeigen, dass sowohl Banken als auch FinTechs zukünftig noch deutlich offener sein müssen, als viele bisher dachten“, erklärt Klaus-Georg Meyer, Leiter Business & Technology Consulting Financial Services bei Capgemini in Deutschland.
Ein integrierter Marktplatz, der Platz für jegliche Akteure schafft
Bei Open X handelt es sich also um eine effektivere, strukturiertere Form der Zusammenarbeit. Diese wird aber erst durch die Standardisierung der Anwendungsprogrammschnittstellen (Application Program Interface/API) sowie durch gemeinsame Erkenntnisse aus Kundendaten ermöglicht. Dieser integrierte Marktplatz schafft spezialisierte Rollen für jeden Akteur. Gleichzeitig ermöglicht er einen nahtlosen Austausch von Daten und Dienstleistungen. Das hilft, die Kundenzufriedenheit zu steigern und die Produktinnovation zu beschleunigen.
Laut WFTR 2019 sehen Banken und Fintechs zwar die Bedeutung der Zusammenarbeit, äußern gleichzeitig aber Bedenken zur Privatsphäre und Sicherheit. Auf die Frage, was sie bei Open Banking beunruhigt, nannten 76 Prozent der Banken die Datensicherheit, gefolgt von Kundendiskretion (76 Prozent) und Kontrollverlust über Kundendaten (63 Prozent). Fintechs gaben sich etwas optimistischer. Hier äußerten sich 50 Prozent besorgt über Sicherheit und Datenschutz und 38 Prozent über einen Kontrollverlust bei Kundendaten.
Unterschiedliche Unternehmenskultur als Hindernis
Bei den Hindernissen für eine effektive Zusammenarbeit nannten 66 Prozent der Banken und 70 Prozent der Fintechs die Unterschiede in der Unternehmenskultur und Mentalität. 52 Prozent der Banken und 70 Prozent der Fintechs wiesen auf Prozessbarrieren und 54 Prozent der Banken sowie 60 Prozent der Fintechs auf einen Mangel an langfristigen Visionen und Zielen hin.
Lediglich 26 Prozent der Führungskräfte von Banken und 43 Prozent der Fintech-Führungskräfte gaben an, den richtigen Open-Banking-Kooperationspartner bereits gefunden zu haben. Das sind keine optimalen Voraussetzungen, um den gestiegenen Anforderungen an den Datenaustausch und der Integration, die Open X mit sich bringen wird, zu begegnen.
„Die Ergebnisse der Studie könnten deutlicher nicht sein: Zusammenarbeit wird die Grundlage für die Zukunft der Finanzdienstleistungen sein“, sagte Vincent Bastid, Generalsekretär von Efma. „Nur durch Zusammenarbeit und die Übernahme neuer, spezialisierter Rollen können sowohl Banken als auch Fintechs Erfolg haben und ihre Kunden optimal bedienen. Es ist klar, dass es nach wie vor viele Hindernisse für die Zusammenarbeit gibt - doch es ist dringend nötig, sie zum gegenseitigen Nutzen zu überwinden.“
Erfolg braucht Zusammenarbeit
Laut des Reports sollten die Banken innerhalb des Open-X-Marktplatzes erst einmal ihr integriertes, traditionelles Modell optimieren. Anschließend können sie sich auf Bereiche spezialisieren, in denen sie besondere Stärken haben. Laut WFTR 2019 werden sich drei strategische Rollen aller Voraussicht nach als Teil von Open X entwickeln:
- Anbieter werden Produkte und Dienstleistungen entwickeln.
- Aggregatoren werden Produkte und Dienstleistungen auf dem Markt sammeln, sie über eigene Kanäle vertreiben und Kundenbeziehungen pflegen.
- Orchestratoren werden als Koordinatoren des Marktes die Interaktion der Partner ermöglichen.