Der World Fintech Report 2020 zeigt die Schwachstellen in der Zusammenarbeit von Banken und Fintechs auf. Deutlich wird auch, dass die Kooperation mit technologieorientierten Start-Ups für die traditionellen Banken immer wichtiger wird.
Handlungsbedarf bei den Banken
Laut dem World Fintech Report 2020 sind die bisherigen Bemühungen etablierter Banken unzureichend.
Der World Fintech Report 2020 der Beratungsinstitute Capgemini und Efma betont die Bedeutung einer besseren Zusammenarbeit von traditionellen Banken und Fintech-Unternehmen. Traditionelle Banken hätten dann Wachstumschancen auf dem Markt, wenn sie einen erweiterten Open X Ansatz verfolgten, heißt es in dem Bericht. Gemeinsam mit Partnern aus der Fintech-Branche sollten die Geldinstitute eine spezielle Rolle in einem offenen Ökosystem für Finanzdienstleistungen übernehmen. Laut Studie ist jetzt der richtige Zeitpunkt für die Banken, sich in Bezug auf das Kundenerlebnis zu verbessern. Die bisherigen Bemühungen seien unzureichend und können nicht mit den Technologieanbietern mithalten. Um attraktiv und wettbewerbsfähig zu bleiben, müssten sich klassische Geldinstitute in agile, kundenorientierte Inventive Banks umwandeln. Auch sollten sich die Banken spezialisieren, statt weiterhin ein universelles Angebot zu pflegen.
Schwachpunkte in der Zusammenarbeit
Bislang funktionieren die Kooperationen von traditionellen Bankinstituten und Fintechs nur eingeschränkt. Viele Unternehmen äußerten sich frustriert über die dürftigen Ergebnisse ihrer Zusammenarbeit. Schwachpunkte sind dabei laut Report:
- 70 Prozent der Fintechs sind in Bezug auf die Unternehmenskultur oder die Organisation nicht kompatibel mit ihrem Bank-Partner
- 70 Prozent der Fintechs sind nach eigenen Angaben frustriert von den Prozessen der etablierten Banken
- 50 Prozent der Führungskräfte in den Fintechs sagen, sie hätten nicht den richtigen Kooperationspartner gefunden
- nur 21 Prozent der Banken glauben, ihre Systeme seien agil genug für eine Kollaboration
- nur 6 Prozent der Banken haben durch die Zusammenarbeit die erwünschte Rendite erreicht
Ausbau der IT-Strukturen nötig
Die Gesamtinvestitionen der Banken in neue IT-Entwicklungen betrugen im vergangenen Jahr 33 Prozent, gegenüber 24 Prozent im Jahr 2016. Trotz des Anstiegs gibt es hier laut Bericht noch viel Handlungsbedarf: viele Abläufe im Middle- und Backend basierten nach wie vor auf komplexen, manuellen Geschäftsprozessen, die von den Kunden als unübersichtlich wahrgenommen würden. Banken sollten daher vor allem eine Middle- und Backend-Transformation durch datengesteuerte und kundenorientierte Partnerschaften mit Fintechs vorantreiben. So könnten sie das Frontend verbessern, wettbewerbsfähig werden und für die Verbraucher attraktiv bleiben. Der World Fintech Report 2020 erfasste folgende Unzufriedenheiten bei den Kunden:
- 60 Prozent der Kunden kritisieren, dass sie auf Händler-Websites keine Lastschrift-Zahlungen vornehmen können
- 50 Prozent der Kunden haben das Gefühl, von ihrer Bank keine personalisierten Angebote zu erhalten
- 48 Prozent der technisch versierten Kunden/Generation Y sind frustriert von der kleinen Produktpalette ihrer Hausbank und wollen innerhalb eines Jahres zu einem Digitalanbieter wechseln