Aktualisiert am 01.06.2021
Kontaktlos Bezahlen an über 800.000 Terminals
Kontaktloses Bezahlen ist während der Coronapandemie zum Nonplusultra unter den Bezahlmethoden geworden. Schnell, sicher und hygienisch kann man hier sowohl sein Brötchen beim Bäcker als auch den Großeinkauf im Supermarkt bezahlen. Deutschlandweit können Kunden an über 800 000 NFC-Terminals im Handel kontaktlos bezahlen. Dafür wird die EC- oder Kreditkarte einfach für ein paar Sekunden an das Kartenlesegerät gehalten und schon wird der Betrag abgebucht.
Beträge unter 50 Euro müssen nicht weiter verifiziert werden. Alles, was darüber hinaus geht, muss mit PIN oder Unterschrift bestätigt werden. Kaum ein Verbraucher wird sich dabei die Frage stellen, ob das kontaktlose Bezahlen eigentlich kostenlos ist. Wie sowohl das Finanzportal Biallo als auch die Verbraucherzentrale Hamburg herausgefunden haben, berechnen aber einige Banken für diesen Vorgang tatsächlich Gebühren – und das bis zu 80 Cent je Transaktion.
Viele regionale Banken erheben Gebühren für das kontaktlose Bezahlen
Biallo hat insgesamt 1.200 Banken unter die Lupe genommen. Das Ergebnis: 463 davon berechnen Gebühren – durchschnittlich 35 Cent – für das kontaktlose Bezahlen per Geldkarte. Wenn man das hochrechnet, zahlen Sie bei zweimaliger Nutzung pro Tag 255 Euro extra im Jahr.
Vor allem regionale Banken, Volks- und Raiffeisenbanken oder Sparkassen bitten ihre Kunden hier zur Kasse. Am meisten langt laut Biallo die baden-württembergische Bopfinger Bank Sechta-Ries zu. Hier werden 75 Cent pro Kartenzahlung mit der Girocard oder EC-Karte fällig. Auch die Sparkasse Schwäbisch Hall in Crailsheim sowie die Westerwaldbank greifen mit je 50 Cent ordentlich zu.
Gebühren für kontaktloses Bezahlen bei den regionalen Banken
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Sparkassen
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VR-Banken
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Sonstige
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Anzahl
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192
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265
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6
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Durchschnittspreis
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0,33 Euro
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0,36 Euro
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0,28 Euro
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Maximalpreis
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0,70 Euro
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0,75 Euro
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0,45 Euro
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Minimalpreis
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0,02 Euro
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0,05 Euro
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0,15 Euro
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Was auffällt: Von den Gebühren sind vor allem sogenannte Basis- oder Klassikkonten betroffen. Dabei handelt es sich um Kontomodelle mit geringen Kontoführungsgebühren, die sich vor allem an Kunden mit geringem Einkommen richten. Bei den Premiumkonten, die hohe monatliche Gebühren aufweisen, sind die kontaktlosen Zahlungen in der Regel mit inbegriffen. Bei den preisgünstigeren Onlinekonten der regionalen Banken wird nur bei der Hälfte eine Gebühr für kontaktloses Bezahlen berechnet.
Bisher keine Gebühren bei überregionalen Banken
Überregionale Banken wie Commerzbank, Postbank oder Deutsche Bank verzichten bisher auf etwaige Gebühren. Auch bei den Direktbanken – mit Ausnahme der Cronbank – werden keine Gebühren für das kontaktlose Bezahlen mit der EC- oder Girokarte verlangt.
Gebühren werden oft nicht ausgewiesen
Verbraucherschützer kritisieren, dass die Kosten für kontaktlose Zahlungen teilweise nicht offen im Kleingedruckten der Entgeltinformationen zu finden sind. Tatsächlich entdecken Kunden die Extrakosten oft erst auf ihren Kontoauszügen. Dort steht dann in der Regel „Gebühr für beleglose Buchung“ oder „Buchungsgebühren“.
Wenn Sie wissen wollen, ob Ihre Bank solche Gebühren erhebt, sollten Sie entweder einen Blick in den Preisaushang oder das Preisleistungsverzeichnis werfen beziehungsweise direkt bei einem Bankmitarbeiter nachfragen.
Wenn Sie auf Nummer sicher gehen wollen und die Kontaktlos-Funktion Ihrer Girocard ohnehin nicht nutzen, können Sie die Funktion von der Bank deaktivieren lassen. Kunden von Volks- und Raiffeisenbanken können das auch selbst am Geldautomaten tun. Bei manchen Banken lässt sich die Funktion zudem online deaktivieren und wieder aktivieren.
Wenn die Gebühren zu hoch sind: Bank oder Konto wechseln
Wenn Ihnen die Gebühren für das kontaktlose Bezahlen zu hoch sind, haben Sie die Möglichkeit, Ihr Konto oder gleich die Bank zu wechseln. Zum einen können Sie auf ein Kontomodell wechseln, wo sämtliche „beleghafte Buchungen“ inklusive sind. Hier handelt es sich in der Regel um Premiumkonten, die eine hohe monatliche Gebühr haben. Rechnen Sie sich aus, ob sich das für Sie lohnt.
Zum anderen können Sie auch zu einer anderen Bank wechseln, die keine Gebühren für das kontaktlose Bezahlen erhebt. Hier sollten Sie auch einen Blick auf andere Gebühren werfen, die Banken gerne erheben, unter anderem für das Bargeldabheben am Automaten.
Wenn Sie kontaktlos und kostenlos im Handel zahlen wollen, können Sie alternativ auf Google Pay oder Apple Pay zurückgreifen. Die Dienste werden mit einer Kreditkarte oder dem Paypal-Konto verknüpft. So können Sie auch via Smartphone oder Smartwatch schnell, kontaktlos und vor allem kostenlos bezahlen.
KONTAKTLOS BEZAHLEN MIT KREDITKARTE: MT DIESEN KOSTEN MÜSSEN SIE RECHNEN
Kreditkarten haben den Vorteil, dass sie vor allem im Ausland eine höhere Akzeptanz genießen als Girocards. Kreditkarten sind Geldkarten, die einen Verfügungsrahmen sowie weitere Services wie etwa Reiseversicherungen oder Bonusprogramme bieten. Mit den Karten können Sie sowohl online als auch im Handel bezahlen. Zudem sind weltweit Bargeldabhebungen möglich.
Wenn Sie mit einer Kreditkarte im Handel kontaktlos bezahlen, wird der Betrag nicht sofort vom Konto abgebucht, sondern erst am Ende des Monats. Bei sogenannten Charge Cards wird der gesammelte Geldbetrag auf einmal eingezogen. Bei Revolving Cards haben Sie auch die Möglichkeit, in Raten zu bezahlen. Aber: Die Ratenzahlung gibt es nicht umsonst. Da es sich hier um eine Art Rahmenkredit handelt, fallen Zinsen an – und das nicht zu knapp. Bis zu 20 Prozent p.a. kann der Zinssatz betragen.
Für das kontaktlose Bezahlen mit der Kreditkarte fallen an sich keine Kosten an. Dennoch gibt es Kreditkarten nicht umsonst. Es können unterschiedliche Gebühren entstehen. Die häufigsten sind:
Jahresgebühr: Die Jahresgebühr fällt nicht immer an. Es gibt bereits einige Kartenherausgeber, die darauf verzichten. Bei Karten mit vielen Serviceleistungen werden in der Regel Jahresgebühren berechnet. Diese liegen je nach Angebot zwischen 20 und 250 Euro im Jahr.
Bargeldabhebung: Wenn Sie mit der Kreditkarte Bargeld am Automaten abheben, können mitunter Gebühren anfallen. Zumeist wird ein prozentualer Anteil der abgehobenen Summe berechnet. Schauen Sie vor der Bestellung der Kreditkarte in das Kleingedruckte. Dort finden Sie sämtliche anfallende Kosten.
Auslandseinsatzentgelt: Diese Gebühr wird oft verlangt, wenn die Kreditkarte für Zahlungen und Abhebungen im Nicht-EU-Ausland genutzt wird. Die Kosten betragen in der Regel um die 1,75 Prozent.
Fremdwährungsgebühr: Diese Gebühr wird vor allem von Banken erhoben, wenn mit der Kreditkarte in einem Nicht-Euro-Land bezahlt oder Geld abgehoben wird. Die Gebühr wird vor dem Abheben am Automaten angezeigt und kommt zusätzlich zum Auslandseinsatzentgelt hinzu.