Die Verbraucher können seriöses nachhaltiges Banking von einer reinen Image-Politur unterscheiden. Banken, die Verantwortung für Umwelt und Gesellschaft übernehmen, werden langfristig von ihrem Nachhaltigkeits-Engagement profitieren.
Neue Wertvorstellungen prägen die Verbraucher
Der Klimawandel und der verantwortungsvolle Umgang mit der Umwelt prägen zunehmend das soziale Gewissen der Verbraucher. Viele Banken basieren aber noch auf einem veralteten Wertesystem, das weder den Generationenwechsel noch die Digitalisierung oder das gewachsene Umweltbewusstsein berücksichtigt. Stattdessen gilt Profit nach wie vor als einzig gültige Definition von Erfolg. Hier müssen die Geldinstitute umdenken, denn gerade jüngere Kunden beurteilen ein Unternehmen verstärkt danach, ob es die eigenen Wertvorstellungen teilt.
Nachhaltigkeit als Chance
Moderne Finanzunternehmen aus der Fintech-Branche setzen die etablierten Banken zusätzlich unter Druck, indem sie innovative Geschäftsmodelle anbieten, die stark am Nutzer ausgerichtet sind. Wollen die Bankinstitute nicht den Anschluss an eine jüngere und modernere Kundschaft verlieren, müssen sie sich stärker an den Bedürfnissen der Verbraucher ausrichten. Das Thema Nachhaltigkeit stellt hier eine Chance für die Banken dar: Statt reiner Gewinnmaximierung sollte die zentrale Frage sein, wie ein Finanzunternehmen auch der Gesellschaft dienen kann. Einige Banken haben bereits damit begonnen, ein nachhaltiges Kreditportfolio aufzubauen und grüne Produkte und Services in den Mittelpunkt zu stellen. Auch im Bereich der Dienstreisen und beim Gebäudemanagement gibt es Ansätze für Nachhaltigkeit.
Beispiele für nachhaltiges Banking
Erstmals wurde 2019 in einem Banken-Nachhaltigkeitsranking des WWF ermittelt, welche großen deutschen Banken nachhaltige Leistungen erbringen. Dabei konnten drei Geldinstitute das Prädikat „zeitgemäß“ erreichen: die DKB, die ING-Diba und die Landesbank Baden-Württemberg. Nachhaltiges Banking zeigt sich beispielsweise darin, dass bei der Kreditvergabe auf Branchen gesetzt wird, die für das Lebensumfeld der Bürger essenziell sind (Wohnen, Erneuerbare Energien, Bildung, Gesundheit & Pflege, Kommunen, Umwelttechnik, Energie & Versorgung). Finanzierungen in kontroversen Branchen wie der Atom- oder Rüstungsindustrie werden dagegen ausgeschlossen. Nachhaltige Finanzprodukte für Privatkunden können Social Bonds oder Crowdfunding Plattformen sein, auf denen Anleger bereits mit kleinen Beträgen in innovative Projekte wie z.B. Solarkraftwerke investieren (beides DKB).
Beispiele für nachhaltiges Banking finden sich auch insbesondere im Start-Up-Bereich: so bietet das Berliner Fintech Tomorrow ein Girokonto, das den CO2-Fußabdruck kompensiert und eine Kreditkarte, die aktiv das Klima schützt. Einen neuen Weg geht auch das Schweizer Fintech für Impact Investing Inyova, das Kunden die Möglichkeit bietet, digital in nachhaltig Geldanlagen zu investieren. Impact Investing nennt sich das Konzept, das die individuellen Wertvorstellungen der Kunden mit einer professionellen Anlagestrategie verbindet.