Aktualisiert 14.04.2021
TINKOFF IM KURZPORTRÄT
In Russland ist die Tinkoff-Bank profitabel und hat über 13 Millionen Kunden. - Quelle: Shutterstock.com
Tinkoff ist eine russische Direktbank, die vom erfolgreichen Brauereiunternehmer und späteren Radteamsponsor Oleg Tinkov 2006 gegründet wurde. Mittlerweile zählt die Direktbank laut eigenen Angaben 13,3 Millionen Kunden. Nach der staatseigenen Sberbank ist Tinkoff somit die Nummer zwei im russischen Kreditkartengeschäft. Der Marktanteil liegt bei 13,2 Prozent. Solche Werte machen ein Unternehmen wertvoll. An der Londoner Börse ist die Tinkoff-Holding TCS etwa fünf Milliarden Dollar wert.
DAS TINKOFF-ÖKOSYSTEM UND DIE SUPER-APP
Was Tinkoff in Russland so erfolgreich macht, ist etwas, was andere Direktbanken bisher angestrebt, aber nie erreicht haben: Die Schaffung eines gesamten Ökosystems, das Tinkoff rund um das Kerngeschäft als Kreditinstitut aufgebaut hat. Mit der Super-App haben Tinkoff-Kunden Zugang zu verbrauchernahen Dienstleistungen wie Bonusprogrammen, Versicherungen, Krediten, Geldanlagen oder der Buchung von Reisen, Kinotickets oder Restauranttischen. Zudem gibt es Zusatzservices für Kostenanalysen, Buchhaltung und Rechnungsstellung. Mittlerweile hat Tinkoff sogar einen eigenen Mobilfunkanbieter im Portfolio.
DAS KREDITGESCHÄFT ALS TRAGENDE SÄULE
Laut Online-Magazin FinanceForward kam Tinkoff im vergangenen Jahr auf einen Umsatz von umgerechnet 2,1 Milliarden Euro, davon blieben 483,3 Millionen Euro Gewinn. Einen Großteil des Umsatzes und Gewinns macht Tinkoff dabei in der Kategorie „Cosumer Finance”, dem Kreditgeschäft: Insgesamt nutzten derzeit 6,9 Millionen Kunden Kreditprodukte, heißt es in dem Medienbericht weiter.
Hier unterscheidet sich Tinkoff von europäischen Fintech-Firmen wie N26 oder Revolut, die selbst keine Kredite vergeben, sondern sich Partner für das Kreditgeschäft suchen – wie etwa N26 mit Auxmoney. Während in Europa Kreditgeschäftsmodelle als wenig ertragreich angesehen werden, will Tinkoff den Bereich noch weiter ausbauen. „Wir wollen mit Versicherungen und Konsumentenkrediten das machen, was wir bereits mit den Kreditkarten geschafft haben“, zitiert Finance Forward den Tinkoff-CEO Oliver Hughes. Fast die Hälfte der 70 Millionen russischen Arbeitnehmer habe keinen Kredit laufen, jeder Siebte habe aber schon Erfahrungen mit Kreditprodukten gemacht. Zudem wolle Tinkoff den “Buy Now, Pay Later”-Trend aufgreifen. Auch weitere Expansionspläne schließe die Digitalbank nicht aus.
Blickt man auf den Erfolg der Tinkoff Bank, wird deutlich: Das Banking-Fintech hat eine Vorreiterrolle eingenommen. Langfristig werden europäische Fintechs wie N26 und Revolut wohl nicht am Kreditgeschäft vorbeikommen, wenn sie auf Dauer – so wie Tinkoff – profitabel wirtschaften wollen.
DAS TINKOFF-ANGEBOT FÜR EUROPA
Bisher ist nicht viel darüber bekannt, mit welchen Produkten Tinkoff den europäischen Markt erobern will. Fakt ist, dass sich das Fintech zuerst auf sein Kreditgeschäft inklusive Debitcards konzentrieren wird. Das restliche Ökosystem soll dann Stück für Stück aufgebaut werden.
Im Juni 2020 starteten die beiden ehemaligen Tinkoff-Manager Artem Yamanov und Alexander Emeshev in Berlin die Neobank Vivid Money. Das Fintech arbeitet bei der Umsetzung der eigenen Produkte mit der Solarisbank und Visa zusammen und hat in den letzten zehn Monaten kontinuierlich neue Finanz-Services eingeführt.