Die richtige Bank wählen
n Zeiten von Null- und Negativzinsen ist es nicht einfach, sein Geld gewinnbringend anzulegen. Eine Möglichkeit, vor der aber noch viele zurückschrecken, ist der Wertpapierhandel. Über ein Depot können Sie Aktien, Anleihen, ETFs oder Fonds verwalten. Solch ein Depot eröffnen Sie wiederum bei einer Bank. Depots bieten sowohl Filialbanken als auch Direktbanken an.
Depots bei Filialbanken: Wenn Sie ein Depot bei einer Filialbank eröffnen, profitieren Sie von einer Beratung vor Ort. Vor allem wenn Sie sich mit Wertpapierhandel noch nicht auskennen, ist das praktisch. Blind sollten Sie den Empfehlungen des Bankberaters dennoch nicht folgen. Holen Sie sich hier am besten mehrere Angebote beziehungsweise Meinungen ein. Generell lässt sich sagen: Eine Bankberatung eignet sich dann, wenn Sie eine hohe Summe über mehrere Jahre breit gestreut anlegen möchten.
Nachteil: Wenn Sie ein Depot bei einer Filialbank eröffnen, benötigen Sie ein sogenanntes Referenz- beziehungsweise Verrechnungskonto. Dieses müssen Sie in der Regel bei derselben Bank eröffnen, wo auch das Depot liegt.
Depots bei Direktbanken: Bei Direktbanken wie ING Diba, Comdirect oder Consorsbank können Sie ebenso ein Depot eröffnen. Da Direktbanken kein Filialnetz betreiben und somit auch keine Bankberater vor Ort, sondern nur telefonisch oder per Mail zur Verfügung stehen, sollten Sie hier bereits einige Kenntnisse mitbringen. Der Vorteil gegenüber Filialbanken: Direktbanken bieten für den Wertpapierhandel oft deutlich günstigere Konditionen.
Bei Direktbanken müssen Sie nicht zwingend zusätzlich ein Referenzkonto eröffnen. Wenn Sie beispielswiese ein Depot bei der Consorsbank eröffnen, können Sie Ihr Referenzkonto beispielsweise bei der Spardabank führen.
So eröffnen Sie ein Depot
Wenn Sie eine Bank ausgewählt haben, geht es an die Depoteröffnung. In einer Filialbank übernimmt das der Bankberater für Sie. Bei einer Direktbank erfolgt die Depoteröffnung online. Dort füllen Sie die nötigen Unterlagen aus, drucken diese aus und gehen damit und Ihrem Personalausweis zur Post. Dem Postmitarbeiter geben Sie die Unterlagen und zeigen Ihren Ausweis vor. Passt alles, werden die Unterlagen auf den postalischen Weg zur Direktbank geschickt. Ein paar Tage später erhalten Sie per Post die Zugangsdaten für Ihr Depot.
Tipp: Wenn Sie sich nicht sicher sind, welches Depot-Angebot für Sie das passende ist, nutzen Sie einen Depot-Vergleich, zum Beispiel auf Verivox.de. Dort erhalten Sie eine Übersicht über sämtliche Angebote inklusive Konditionen und Gebühren.
Gebühren für die Depotführung
Für ein Depot fallen je nach Bank unterschiedliche Kosten an. Bei den meisten Direktbanken werden keine Kosten für die Depotanmeldung berechnet. Dafür bezahlen Sie jeden Trade, also jeden Kauf und Verkauf. Bei den Kosten handelt es sich um eine sogenannte Ordergebühr plus Provision. Filialbanken verlangen hingegen häufig eine Anmeldegebühr. Dafür fallen die Trading-Kosten geringer aus.
Weitere Gebühren, die berechnet werden können:
- Steuern auf Kursgewinne
- Dividenden
- 25 Prozent Abgeltungssteuer auf Kapitalerträge
- 8 bis 9 Prozent Kirchensteuer
- 5,5 Prozent Solidaritätszuschlag
Generell gilt: Die Gebühren pro Jahr sollten unter einem Prozent der Anlagesumme liegen. Teilen Sie dafür die gesamten Kosten, die der Rechner anzeigt, durch das geplante Depotvolumen. Der Wert, der herauskommt, sollte wenn möglich unter 0,01 liegen.
Diese Wertpapiere können Sie handeln
Nach der Eröffnung des Depots, können Sie mit dem Wertpapierhandel starten. Dafür müssen Sie Wertpapiere auswählen.
Aktienfonds: Aktienfonds eigenen sich, wenn Sie über einen längeren Zeitraum investieren wollen. Fondsmanager übernehmen hier die konkrete Auswahl der Aktien für Sie. In einem Aktienfond werden mehrere Aktien gebündelt. Die Fonds sind demnach recht breit gestreut und so nicht von einem einzigen Kursverlauf abhängig. Kleiner Nachteil: Bei Aktienfonds fällt eine Managementgebühr an. Diese kann bis zu fünf Prozent betragen. Bei Direktbanken sind diese Gebühren in der Regel deutlich niedriger als bei Filialbanken. Einige Fonds werden auch komplett ohne Gebühr gehandelt.
Indexfonds: Sogenannte ETFs kommen komplett ohne Managementgebühr aus. EFTs bilden einzelne Aktienindizes ab und folgen deren Kursentwicklung. Sie können so beispielsweise auf den Verlauf des Deutschen Aktienindex DAX setzen.
Tipp: Wenn Sie eine Anlage nur kurzfristig handeln wollen, sollten Sie Anlagen nach ihren Geschäftszahlen auswählen. An der Börse notierte Unternehmen wie BMW oder Adidas veröffentlichen Geschäftsberichte samt aktuellen Entwicklungen und Geschäftszahlen. Diese Meldungen haben einen enormen Einfluss auf die Kursentwicklungen.
Übrigens: Um den Börsenhandel besser kennenzulernen, bietet sich die Übungs-Seite boerse.ARD.de an. Dort gibt es ein Musterdepot, auf dem Sie Aktien, Anleihen oder Derivate spielerisch kaufen und verkaufen können.
Darauf sollten Sie beim Wertpapierhandel achten
Bevor Sie ein Depot eröffnen, sollten Sie unbedingt eine Beratung bei Ihrer Bank in Anspruch nehmen. Seit 2010 sind Banken und Sparkassen gesetzlich dazu verpflichtet, ein Beratungsprotokoll zu erstellen. Damit kann im Nachhinein nachvollzogen werden, ob die Anlageziele des Kunden von der Bank ausreichend berücksichtigt wurden. Sollte die Bank trotz eines hohen Sicherheitsbedürfnisses des Kunden in hochspekulative Wertpapiere investieren, trägt die Bank den Verlust. Haben Sie solch eine Beratung nicht in Anspruch genommen und es gibt demnach kein Protokoll, sind Sie für das Ergebnis selbst verantwortlich.
Überlegen Sie sich vor einer Anlage, wann Sie diese wieder verkaufen wollen. Wenn Sie zum Beispiel eine Anlage für zehn Euro gekauft haben, könnten Sie diese bei 15 Euro wieder verkaufen. Somit hätten Sie 50 Prozent Gewinn gemacht. Solch eine vorher festgesetzte Grenze bewahrt Sie davor, bei Kursbewegungen übereilt zu handeln.
Lassen Sie den Aktienhandel nicht zum Zwang werden. Sie müssen nicht stündlich auf die Kurse schauen. Einmal am Tag reicht für Erstanleger völlig aus.
Handeln Sie nicht zu viel. Ansonsten fressen die Ordergebühren die Rendite auf. Bei Filialbanken gibt ein Depotkunde durchschnittlich pro Jahr ein halbes Dutzend Orders auf. Bei Kunden von Direktbanken liegt der Schnitt bei einem Duzend Orders.
Am besten ist es, wenn Sie während der regulären Börsenöffnungszeiten handeln. Das gilt auch für ausländische Aktien. Amerikanische Anlagen sollten dementsprechend abends gehandelt werden. Apropos: Wenn Sie Aktien im Ausland anlegen, sollten Sie die Wechselkursrisiken im Blick haben. Wertet zum Beispiel der US-Dollar gegenüber dem Euro ab, machen Sie Verluste. Steigt der US-Dollar können Sie zusätzliche Gewinne generieren.
Prüfen Sie Ihr Depot und Ihre Anlagen mindestens einmal im Jahr. Auch bei langfristigen Anlagen können Sie so erkennen, ob ein Trend zu erkennen ist und ob sich der weitere Handel lohnt.
Wenn Sie bisher noch kein Depot genutzt haben, sollten Sie daran denken, einen Freistellungsauftrag zu beantragen. Dabei werden bei Alleinstehenden die ersten 801 Euro und bei Verheirateten die ersten 1.602 Euro ohne Abzug von Steuern gutgeschrieben. Danach wird die Abgeltungssteuer in Höhe von 25 Prozent an das Finanzamt abgeführt.